Waldorfpädagogik entstand aus den pädagogischen Impulsen, die Rudolf Steiner nach dem Ersten Weltkrieg für ein neues freies Schulwesen in einem erneuerten Gemeinwesen gesetzt hat. Sie stützt sich auf ein entwicklungspsychologisches Verständnis des werdenden Menschen. Der daraus entwickelte Lehrplan versucht die Entwicklungsmomente der Kinder und Jugendlichen aufzunehmen und zu unterstützen. So haben wir zwar möglichst altershomogene Klassen, versuchen jedoch, im Unterricht jedem Schüler vielfältige Möglichkeiten zu geben, seine individuellen Fähigkeiten bestmöglich auszubilden. Dabei beziehen wir die Künste, praktisches Tun neben dem Entwickeln kognitiver Fähigkeiten in den Lehrplan ein. Auch wenn bei uns alle staatlichen Abschlüsse erworben werden können, ist das nicht das Hauptziel unserer Pädagogik, sondern Bedingungen zu schaffen, dass eine eigenständige Schülerpersönlichkeit lernt, sich selbst zu verantworten, zu entfalten und innerlich gefestigt in der Welt zu stehen.
Das Konzept der Waldorfpädagogik
Rudolf Steiner
Im April 1919 - der Erste Weltkrieg war zu Ende - hielt Rudolf Steiner im Tabaksaal der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik einen Vortrag über die Forderung der Zeit: Eine zwölfjährige Einheitsschule für Jungen und Mädchen, die in der Lage wäre, die Gräben zwischen den sozialen Schichten, der Arbeiterklasse auf der einen und den Bürgern und Adligen auf der anderen Seite zu schließen.
Rudolf Steiner, 1861 in Österreich-Ungarn - heute Kroatien - geboren, war damals 58 Jahre alt, hatte ein naturwissenschaftliches Studium hinter sich und sich tief mit geistig-philosophischen Fragen auseinander gesetzt. Durch diesen zweifachen Blick auf die Welt gab er viele Impulse in weit voneinander entfernte Gebiete: Pädagogik und Kunst, Landwirtschaft und Heilpädagogik, Medizin und Ökonomie.
Die Waldorfpädagogik, die daraus entstanden ist, hat sich inzwischen über die ganze Erde in ganz unterschiedlicher Weise verbreitet. Hier seien nur wenige Aspekte akzentuiert:
Waldorfpädagogik geht davon aus,
- dass sich motorische, handwerkliche Fähigkeiten durch ausdauerndes und wiederholtes Üben entwickeln,
- dass kognitives, rationales Erfassen viel schneller, oft blitzlichtartig entsteht,
- dass Urteile aus Betrachtung und innerlichem Erwägen reifen.
Um diese unterschiedlichen Ansätze zuzulassen und zur Wirkung kommen zu lassen, braucht es Vertrauen
- von den Eltern in die Schule,
- von den Lehrern in die Schüler,
- von den Schülern in ihre Lehrer und die Lernumgebung.
Dafür die Bedingungen immer neu zu schaffen, ist unser tägliches Bemühen und unsere tägliche Aufgabe.