Industrialisierung in Jena: Carl Zeiss und Ernst Abbe.

Die Etablierung einer Weltfirma mit Jenaer Wurzeln und sozialen Einrichtungen

Plan für den Studientag

Unsere ersten Überlegungen zu den Vorbereitungen unseres Studientags tendierten zu einem Besuch der Schott Villa oder des ZEISS-Archives. Da Leander aber für unsere generellen Recherchen bereits das Zeiss Archiv besucht, und von dort einen schönen Flyer mitgebracht hatte, entschieden wir uns anders: Auf besagtem Flyer fanden wir nämlich einen Link zu einer sehr übersichtlichen und gut strukturierten Audioguide-App, in der es um die Historie von Zeiss geht.

Der Benutzer wird anhand einer Karte systematisch durch die Jenaer Innenstadt geführt und kann sich an verschiedenen Stellen kurze Audios zu der Entstehungsgeschichte des heutigen Weltunternehmens ZEISS anhören.

Unsere Eindrücke von der gemeinsamen Arbeit:

Es war erschreckend, wie wenig wir als Jenenser über die Historie unserer Stadt wussten, besonders welchen Einfluss die Firma ZEISS auf diese hatte. Man hatte zwar immer viel dazu gehört, aber die Tragweite des Ganzen wurde uns erst nach dieser Führung durch die Stadt klar. Besonders der große Einfluss, den Ernst Abbe als Sozialreformer hatte, verblüffte uns. Generell ist Jena eine sehr geschichtsträchtige Stadt, die durch die Universität und Zeiss eine Metropole für Wissenschaft und Fortschritt war und immer noch ist.

Bis zu unserem Studientag sind uns beiden die zahlreichen Gedenktafeln, die überall an den Häuser in der Innenstadt hängen, nie aufgefallen.

Als unsere Tour beendet war, fühlten wir uns wie „verdammte“ Touristen. In unserer eigenen Stadt!

Die Geschichte der Carl Zeiss AG bis Anfang des 20. Jh.

Die Entstehung des Unternehmens Zeiss hängt eng mit dem Aufstieg der beobachtenden Naturwissenschaften im 19. Jh. und der damit entstehenden Nachfrage nach Forschungsinstrumenten zusammen.

Prägend waren für die Entwicklung dabei Carl Zeiss und Ernst Abbe, deren Biografen im Folgenden in zwei Zeitleisten dargestellt sind, die Daten für die Unternehmensentwicklung sind dabei hervorgehoben.

In beiden Weltkriegen gehörte das Unternehmen zu den wichtigsten deutschen Produzenten von rüstungs- und kriegsrelevanten Optiken.

 

Carl Zeiss (1816-1888)

1816               Geburt in Weimar als fünftes Kind des Drechslermeisters August Zeiß

(1785-1849)   und seiner Ehefrau Friederike (1786-1856)

1832                    Abschluss des Gymnasiums mit der Primarreife (damalige Hochschulreife)

1834-1838           Lehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner (1778-1847) in Jena

1840-1845           Wanderschaft nach Stuttgart, Darmstadt, Wien und Berlin

1846                      Eröffnung der feinmechanisch-optischen Werkstatt in der Jenaer Neugasse 7

1847                      Umzug in die Wagnergasse 32, Bau von Mikroskopen, August Löber erster Lehrling

1849                      Heirat mit Berta Schatter, die nach der Geburt von Roderich (1850-1919) verstirbt

1853                      Heirat mit Ottilie Trinkler (1819-1857), mit der er die Kinder Otto, Hedwig und Sidonie hat.

1857                      Umzug an den Johannisplatz 10, (eigentliche Geburtsstätte des Weltunternehmens), erstes zusammengesetztes Mikroskop

1860                      Zeiss wird Universitätsmechaniker.

1861                      Die Zeiss-Werkstatt zählt mit 20 Mitarbeitern zu den besten wissenschaftlichen Instrumentenbauern Deutschlands.

1866                      Ernst Abbe (1840-1905) wird freier Mitarbeiter.

1875                      Carl Zeiss beschäftigt 60 Mitarbeiter.

1880                      Bau eines Wohnhauses und von Werkstätten im Littergäßchen, heute Carl-Zeiß-Str.

1884                      Gründung des glastechnischen Laboratoriums (heute SCHOTT AG)

1888                      Carl Zeiss verstirbt in Jena.

 

Ernst Abbe (1840 bis 1905)

1840                      Geburt in Eisennach als Sohn des Spinnmeisters Adam Abbe (1813-1874) und seiner Ehefrau Elisabeth Christina (1809-1857)

1857                      Reifeprüfung am Realgymnasium Eisenach mit überdurchschnittlichem Erfolg

1857-1861             Studium der Mathematik und Physik in Jena und Göttingen

1861                      Promotion zum Dr. phil. In Göttingen

1863                      Privatdozent für Mathematik und Physik an der Universität Jena

1866                      Freier wissenschaftlicher Mitarbeiter von Carl Zeiss

1870                      Außerordentlicher Professor an der Universität Jena

1871                      Heirat mit Elise Snell (1844-1914) mit der er die Töchter Margarete (1872-945) und Paula (1874-1945) hat.

1872                      Abbe stellt eine Theorie der Mikroskop-Optik auf, welche zu fundamental verbesserten Mikroskopen führt.

1875                      Abbe wird stiller Teilhaber der Optischen Werkstätte von Carl Zeiss

1879                      Kontakt mit Otto Schott (1851-1919) zur Entwicklung neuer optischer Gläser

1884                      Gründung des späteren Jenaer Glaswerks Schott und Genossen durch Otto Schott, Ernst Abbe, Carl Zeiss und Roderich Zeiss (Carl Zeiss‘ ältester Sohn).

1886                      Gründung des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke

1889                      Nach Carl Zeiss‘ Tod 1888) gründet Ernst Abbe die Carl-Zeiss-Stiftung.

1891                     Ernst Abbe macht die Carl-Zeiss-Stiftung zur alleinigen Eigentümerin des Zeiss Werks.(heute ZEISS) und Miteigentümerin (ab 1919 Alleineigentümerin) des Jenaer Glaswerkes Schott & Genossen (heute Schott AG).

1896                      Ernst Abbe setzt das Stiftungsstatut zu Gunsten der Mitarbeiter in Kraft („Arbeiterverfassung“).

1902                      Abbe wird Ehrenbürger von Jena.

1905                      Ernst Abbe verstirbt in Jena.

L. W. und L. Z.