Die Camsdorfer Brücke

Im Rahmen unseres Projektes besuchten wir die Camsdorfer Brücke. Man sah keine Anzeichen der Vergangenheit mehr. Es herrschte reger Berufsverkehr. Am Rand der Brücke war eine Buche im Rahmen des Projektes „1000 Buchen“ der Lebenshilfe Weimar gepflanzt. Sie soll eine lebendige Erinnerung an den Todesmarsch sein. In dem Projekt wurden und werden Buchen an den Verläufen der Todesmärsche in Thüringen gepflanzt. Am 5. September 2021 hat der Jenaer Bürgermeister die Gedenktafel In der Nähe der Buche eingeweiht. Die Stele beschreibt die Ereignisse und den Weg.

Uns ist aufgefallen, dass alles sehr unscheinbar ist und nicht wirklich die Aufmerksamkeit auf sich zieht, obwohl es unserer Meinung nach wichtig sei, dass mehr Passanten über die Vergangenheit der Brücke Bescheid wissen. Es kann bis heute trotz intensiver Forschung nicht nachvollzogen werden, wie viele Gefangene genau bei diesem Marsch von Weimar und durch Jena nach Eisenberg starben.

Fest steht, es hätten deutlich mehr Gefangene überleben können, wenn mehr Einwohner Jenas sich gegen die SS-Soldaten gewendet hätten.

Der Todesmarsch

Ca. 4500 Gefangene des Konzentrationslagers Buchenwald mussten am 11. April 1945 vom Konzentrationslager “Buchenwald“, bewacht von ca. 250 schwerbewaffneten SS-Soldaten und einer Hundestaffel, nach Weimar an den Bahnhof laufen. Dort wurden sie in völlig überfüllte Viehwagons verladen. Einige der Gefangen schafften es trotz der unmenschlichen Umstände improvisierte Waffen, wie Feilen, Brecheisen und eine kleine Säge mit aus dem Lager auf den Transport zu schmuggeln. Einige dieser Gefangenen starben bei einem Fluchtversuch noch in Weimar.

In der Nähe von Großschwabhausen wurde der Zug von Bombern der Alliierten Luftkräfte getroffen.

Die verbliebenen Soldaten trieben die Gefangenen von dort aus zu Fuß auf den Weg Richtung Jena. Zeitzeugen berichten über einen scheinbar nicht enden wollenden  Zug an Gefangenen. Zwei Gefangene wurde schon am Bahnhof Großschwabhausen erschossen und verscharrt, weitere fünf wurden noch im Dorf erschossen.

Die Gefangenen waren ausgehungert und völlig entkräftet und hatten gerade genug Brot bekommen, um nicht sofort vor Hunger umzufallen. Wer das hohe Tempo nicht halten konnte, wurde von den Soldaten erschossen und am Straßenrand zurückgelassen. Viele warfen ihr letztes Hab und Gut weg, da sie nicht mehr genug Kraft hatten, es zu tragen.

Jena

In Jena standen Frauen am Straßenrand und boten den vorbeiziehenden Gefangenen Nahrung und Wasser an. Dieser letzte Versuch zu helfen, wurde aber von den SS-Soldaten vereitelt. Sie stießen das Wasser um und konfiszierten das Essen. Diese kleine Geste gab jedoch vielen Gefangenen Hoffnung. Einige entkamen in Jena mit Hilfe von Einwohnern und aufgrund der schlechten Organisation der deutschen Soldaten. Die anderen mussten noch weiter über die Camsdorfer Brücke, die „Straße der SA“ - die heutige Karl-Liebknecht-Straße - über die B7 aus Jena hinaus bis nach Eisenberg, wo sich der größte Teil des Zuges infolge der anrückenden amerikanischen Streitkräfte auflöste. Doch zuvor war es sowohl in Jena am Spielplatz in der Schlippenstraße als auch in Großlöbichau zu Morden an den Gefangenen gekommen. Als der “Todesmarsch” die Camsdorfer Brücke überquert hatte, wurde die Brücke von den SS-Soldaten gesprengt, um den Vormarsch der Amerikaner zu stoppen, die am 13. April Jena einnahmen.

Das Kriegsende in Thüringen

Die 3. US-Armee marschierte Anfang April 1945 von Westen in Thüringen ein. Sie vermuteten, dass Thüringen das Nachrichtenzentrum sei. Hier wurde schon 1930 die erste nationalsozialistische

Landesregierung gewählt.

Die deutschen Heerführer gingen dagegen davon aus, Thüringen werde erst zum Schluss eingenommen und verlegten deshalb viele Gefangene aus verschiedenen Konzentrationslagern nach Buchenwald, um ihre Taten zu verbergen. Als erkennbar war, dass die Alliierten schnell nach Mitteldeutschland –und insbesondere Weimar – vorrückten, wurden Gefangene aus dem KZ Buchenwald später so genannte Todesmärsche geschickt. So wurden auch Gefangene vom Ettersberg in Weimar durch Jena getrieben. Dies war der Versuch der Nazis, das Konzentrationslager zu evakuieren, bevor es von den Amerikanern befreit wurde.

Die US-Amerikaner besetzten Thüringen 100 Tage, bevor sie es der Sowjetunion entsprechend der Beschlüsse der Jalta-Konferenz übergaben.

L. J. und L. K.